Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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Früh-, teils für Spätdatierungen und bezeugen lediglich einen Abstand
zu bestimmten Entwicklungen in Palästina, woraus man dann die
Entstehung der Epitome vor, bzw. nach dem Ereignis folgert. So gelten
einige Eigentümlichkeiten der Epitome als Anzeichen für eine späte
Ansetzung des Auszugs. Generell ist der Geschichtsbericht nämlich
von einer Fülle romantischer Verklärungen der Geschichtsfakten
geprägt: Der Bezug auf die “väterliche Sprache†(7,8.21.27; 12,37;
15,29) ist ganz unbestimmt (71), der Verfasser kann mit ihr nicht mehr
viel real anfangen; umso größer ist ihr theologisches Gewicht und ihre
emotionale Wertschätzung, die einer Umgangssprache kaum zuteil
wird. Auch der Tempel ist eine fast ausschließlich theologische Größe,
Realien sind belanglos. Der Hohepriester Onias erscheint so untadelig,
dass die Glorifizierung auf der Hand liegt. Insgesamt begegnet eine
“stark idealisierte Sicht der Gemeinde†(72). Oft bemerkt ist die
offenkundige Unwahrheit von 15,37, Jerusalem sei nach dem Tod
Nikanors fest in jüdischer Hand geblieben. Sie ist nur aus weiter
Entfernung und mit verklärtem Blick denkbar. Je für sich kann man
diese Züge mit dem theologischen Anliegen des Verfassers
erklären (73). Die religiösen Vorlieben des Autors darf man ein Stück
weit auch für die Wunder und himmlischen Erscheinungen in
Anspruch nehmen, die der Epitomator schätzt (74). Doch ist diese
Massierung, die den Gesamtcharakter des Auszugs bestimmt, nicht
mehr allein mit dem subjektiven Geschmack des Epitomators zu
erklären. Die Überhöhung der Fakten innerhalb der Epitome spricht für
eine Distanz, die bislang als zeitlicher Abstand ausgelegt wurde, aber
eher im räumlichen Sinn zu verstehen ist. Denn die Anzeichen für eine
Spätdatierung stehen in Konflikt mit der akzeptierten relativ frühen
(71) Vgl. J.W. VAN HENTEN, “The Ancestral Language of the Jews in 2
Maccabeesâ€, Hebrew Study from Ezra to Ben-Yehuda (Hrsg. W. HORBURY)
(Edinburgh 1999) 53-68: Obwohl die Sprache nicht näher spezifiziert ist, sei eher
an Hebräisch als an Aramäisch gedacht. Obgleich es für diese Sicht gute Gründe
gibt (vgl. auch D.R. SCHWARTZ, 2Maccabees, 438), müsste ein judäischer Autor es
sicherlich ausdrücklich vermerken, wenn er eine jüdische Mutter mit ihren Söhnen
nicht in ihrer aramäischen Umgangssprache kommunizieren ließe. So optiert R.D.
YOUNG (“The ‘Woman with the Soul of Abraham’. Traditions about the Mother of
the Maccabean Martyrsâ€, “Women like Thisâ€. New Perspectives on Jewish
Women in the Greco-Roman World [Hrsg. A.-J. LEVINE] [SBL. Early Judaism
and its Literature 1; Atlanta, GA 1991] 67-81, hier 71) für Aramäisch. Aus
ägyptischer Perspektive konnten beide Sprachen ineinander verschwimmen.
(72) ARENHOEVEL, Theokratie, 115.
(73) So ARENHOEVEL, Theokratie, 115.
(74) Vgl. ARENHOEVEL, Theokratie, 116.