28 Bertram Herr auf das Leontopolis-Heiligtum ab (88). Er macht stattdessen einen durch alle Buchteile gehenden paränetischen Grundzug mit theokratischem Ideal aus. Er schreitet damit in der von D. Arenhoevel eingeschlagenen Richtung voran. Durch sein konzentrisches Strukturmodell mit 8,1–10,9 als Kulminationspunkt (89) spielt bei ihm jedoch die Märtyrertheologie von 2 Makk keine große Rolle. Gerade sie ist aber im Folgenden zu bedenken. c) Märtyrertheologie Schon lange ist die der Epitome eigene Dynamik, die von innerjüdischer Harmonie über Glaubensabfall, Bedrängnis, Glaubenszeugnis bis hin zur Rettung und neuer Festigung reicht, beobachtet worden (90) — die Analyse des Aufbaus von 2 Makk hat dies bereits zu Tage gefördert. Am detailliertesten hat diese (zumindest) doppelte Bewegung J.W. van Henten herausgearbeitet (91). Deutlich erwirken dabei die Blutzeugnisse der Glaubensbekenner die Wende von der Not zum Heil (92). An diesem Grundzug ist nach meinem Dafürhalten bei der Gesamtinterpretation der Epitome nicht vorbei zu kommen. Denn wenn die formale Struktur eines Textes, wovon ich überzeugt bin, einen Schlüssel zu seinem Verständnis bereithält, dann ist sie bei der Interpretation von 2 Makk unverzichtbar und vorentscheidend. Die Vorstellung, der Hinwendung zu Gott komme Heilsbedeutung für die gesamte jüdische Kommunität zu, durchzieht den gesamten Auszug — das hat J.W. van Henten hinreichend aufgezeigt. Denn einerseits sind die Blutzeugnisse Voraussetzung für die Siege, die die Makkabäer erringen. Umgekehrt gehen den militärischen Erfolgen von Judas regelmäßig die Gebete der makkabäischen Kämpfer und die göttliche Hilfe aufgrund ihrer Gesetzestreue voraus. Und wie die Märtyrer stehen sie für ihren Glauben mit dem Einsatz ihres Lebens ein. Märtyrer- und Aufstandstheologie konvergieren also in 2 Makk. “Eigentlich kämpfen beide, Märtyrer und Soldaten, für dieselbe Sache” (93). In (88) HAAG, Zeitalter, 155-156; HAAG, “Theokratie”, 91-92. (89) HAAG, Zeitalter, 152-153 — vgl. oben 3. (90) Vgl. etwa schon ABEL, livres, XLIV. (91) Vgl. Anm. 30. (92) B. HERR, “Ist Gott blutrünstig? Die Theologie der Stellvertretung im Zweiten Makkabäerbuch”, MThZ, im Druck; vgl. auch J.W. VAN HENTEN, “Jewish Martyrdom and Jesus’ Death”, Deutungen des Todes Jesu im Neuen Testament (Hrsg. J. FREY – J. SCHRÖTER) (Tübingen 22007) 139-168, hier 148-151. (93) VAN HENTEN, “Selbstverständnis”, 145.