Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
Der Standpunkt des Epitomators 29
unüberbietbarer Dichte bringen 15,26-27 dieses Denken auf eine
Formel: “Aber die um Judas stießen unter Anrufung und Gebeten mit
den Feinden zusammen. Mit den Händen kämpfend, mit den Herzen
aber zu Gott betend, streckten sie nicht weniger als 35000 nieder,
überglücklich über das Sichtbarwerden Gottesâ€.
Doch selbst J.W. van Henten, der diese Theologie von 2 Makk so
detailliert ausgearbeitet hat, bleibt den althergebrachten Verständnis-
weisen des Buches verhaftet. Einerseits konstatiert er eine
antihasmonäische Tendenz in der Schrift (94), vor allem aber versteht er
die Epitome “as explanation†(95) der in den Einleitungsbriefen
vorgenommenen Einladung an die ägyptischen Juden zum Mitvollzug
des Chanukkafestes. Scheinbar wirkt sich seine Einzelanalyse der
Epitome nicht auf das Gesamtverständnis des Buches aus; beides bleibt
unverbunden nebeneinander stehen (96). Für mich liegt hier das
frappierendste Beispiel für das Beharrungsvermögen eigentlich
überholter Erklärungsmuster, welches für die Forschungsgeschichte
von 2 Makk so bezeichnend ist. Das Erklärungsmodell der
Märtyrertheologie hätte sich viel tiefgreifender auf das Verständnis von
2 Makk auswirken können.
8. Die Endkomposition von 2 Makk
Kirchlicherseits wurde die Epitome in Einheit mit den
Eingangsbriefen rezipiert – dies belegt schon allein die
Kapiteleinteilung 2 Makk 1;2, die die Vorrede des Epitomators mit den
Briefen zusammenbindet. Tatsächlich findet sich im Buch selbst ein
Anzeichen für einen herausgeberischen Eingriff, der zumindest den
ersten Brief mit der Kurzfassung verbindet. Die Klammer liegt in dem
Verb katallassein vor. Denn wie R. Doran bemerkt, taucht das Wort in
der gesamten Septuaginta nur in 2 Makk 1,5; 7,33; 8,29 und in Jer
31,39 auf, in der Jeremiastelle jedoch in abweichender Bedeutung (97).
(94) VAN HENTEN, Martyrs, 54, 302-303.
(95) VAN HENTEN, Martyrs, 57.
(96) Das dürfte damit zu tun haben, dass für J.W. van Henten 2 Makk
insgesamt und die Märtyrerpassagen im Besonderen vorrangig politische
Aussagen treffen — vgl. J.W. VAN HENTEN, “Die Märtyrer als Helden des
Volkesâ€, Jüdische Schriften in ihrem antik-jüdischen und urchristlichen Kontext
(Hrsg. H. LICHTENBERGER – O.S. OEGEMA) (Studien zu den Jüdischen Schriften
aus hellenistisch-römischer Zeit 1; Gütersloh 2002) 102-133; VAN HENTEN, “2
Maccabeesâ€, 79-82, 85-86.
(97) DORAN, Propaganda, 5.