Der Standpunkt des Epitomators 31 Gesamtverständnis des Buches. Denn die gesonderte Betrachtung von Einleitungsbriefen und Epitome und die konsequente Untersuchung des Aufbaus des Geschichtsauszugs führt zu einer klar soteriolo- gischen Deutung des Werkes. Bislang hat man zu oft vor lauter tempeltheologischen Bäumen den soteriologischen Wald nicht gesehen. War das Buch bislang vorwiegend von religionshistorischem Interesse (als Zeugnis jüdischer Tempeltheologie oder als Beleg für das Verhältnis des Judentums im Mutterland zur Diaspora), so nimmt nun seine theologische Relevanz zu. Diachron gewannen das Werk des Jason sowie die Intention des Epitomators an Schärfe: Jasons Opus präsentiert sich als materialreiche Historie (vgl. 2,24) mit besonderem Interesse am Jerusalemer Tempel (vgl. 2,19.22), der Epitomator entpuppt sich als pastoral orientierter Theologe (vgl. 2,25 und auch 15,39), der zum Festhalten am Glauben gerade in der Not mahnt. Methodisch zeigte sich, wie sehr neue Einzelergebnisse für die Gesamtinterpretation von Bedeutung sind. Das hat die bisherige Forschung an 2 Makk meistenteils zu wenig berücksichtigt und trotz Fortschritten in Einzelfragen (wie zum Aufbau der Epitome oder zur Abgrenzung der Eingangsbriefe) die traditionelle Gesamtsicht des Buches unverändert prolongiert. Zugleich eröffnet der Perspektivenwechsel neue Fragehorizonte, etwa nach den genaueren Umständen, in denen sich Adressaten und Verfasser befanden, oder nach der Urform der Einleitungsbriefe und dem Prozess ihrer Angliederung an die Epitome. Pastor-Giesen-Str. 17 Bertram HERR D-50354 Hürth SUMMARY According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.