Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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gegenläufig sind, lassen sie eher auf einen räumlichen als auf einen
zeitlichen Abstand schließen.
b) Der Ort
Die Frage des Abfassungsortes ist nach wie vor offen; gehandelt
werden vor allem “Alexandria als auch Jerusalem†(65). Mitte des
letzten Jahrhunderts tendierte man noch zu Alexandrien (66), danach
mehr zu Jerusalem. Zu diesem Wechsel hat mit Sicherheit auch die
vielfach angenommene Verbindung von Einleitungsschreiben und
Epitome beigetragen, allen voran die einflussreiche Ansicht Ch.
Habichts, die Kurzfassung sei eine Begleitschrift zum ersten
Festtagsbrief (67). Die Kommunikationsrichtung lässt dann nur
Jerusalem als Ursprungs- und Ägypten als Zielort zu. Häufig sah man
im Epitomator einen pharisäischen Autor, dann ergibt sich eine
palästinische Herkunft fast wie von selbst (68). Besonders wenn man im
Geschichtsbericht Hasmonäerkritik findet, liegt Jerusalem als
Entstehungsort nahe (69). Aber all diese Voraussetzungen sind fraglich
(wie sich in Hinblick auf die Eingangsbriefe bereits zeigte [1.2. – 1.4.]
und wie für die anderen Punkte noch deutlich werden wird [7.]). So
haben sich jüngst wieder Stimmen gemeldet, die die Diaspora
favorisieren (70).
Viele Argumente, die bislang für die Datierung der Epitome
angeführt wurden, sind in Wirklichkeit aussagekräftiger für die
Bestimmung ihres Abfassungsortes. Denn die für die Datierung in
Anspruch genommenen Beobachtungen dienen teils als Indizien für
(65) MITTMAN-RICHERT, Erzählungen, 48.
(66) Vgl. ABEL, Les livres des Maccabées, XXXIV; J. BARTLETT, The First and
Second Books of the Maccabees (CNEB; Cambridge 1973) 218.
(67) HABICHT, 2. Makkabäerbuch, 174-175.
(68) Diesen Konnex schafft explizit schon A. GEIGER, Urschrift und
Übersetzungen der Bibel in ihrer Abhängigkeit von der inneren Entwicklung des
Judentums (Frankfurt a.M. 21928) 226; vgl. noch S. VON DOBBELER,
“Makkabäerbücher 1-4†(WiBiLex 2008, http://wibilex.de [Zugriffsdatum:
29.8.2008]) 6.3.
(69) DORAN, Propaganda, 112-113.
(70) Vgl. R. DORAN, “The Second Book of Maccabees†(New Interpreter’s
Bible. Old Testament Survey; Nashville, TN 2005) 562; D.R. SCHWARTZ, “From
the Maccabees to Masada. On Diasporan Historiography of the Second Temple
Periodâ€, Jüdische Geschichte in hellenistisch-römischer Zeit. Wege der
Forschung: Vom alten zum neuen Schürer (Hrsg. A. OPPENHEIMER) (Schriften des
Historischen Kollegs. Kolloquien 44; München 1999) 29-40; SCHWARTZ, 2
Maccabees, 45-55.