Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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a. Der Epitomator stilisiert Judas als Gegenbild zu Johannes
Hyrkan.
- Gegenüber der militärischen Expansionspolitik Hyrkans stehen die
auf Verteidigung beschränkten Kämpfe des Judas.
- Nicht die Kriegskunst, sondern die in Gebeten erflehte und durch
Blutzeugnisse erwirkte Hilfe Gottes bewirkt den Sieg des Judas.
b. Hyrkans Zugriff auf das Grab Davids rufe in Erinnerung, wie
der Verräter Menelaus sich am Tempelschatz bedient habe.
c. Die Hasmonäerdynastie kommt in 2 Makk schlecht weg:
- Modeïn, der Stammsitz der Hasmonäer, wird in 13,14 lediglich als
Lagerplatz für Judas’ Streitmacht genannt.
- Hyrkans Vater Simon erscheint in 10,19-22; 14,17 in einem
schlechten Licht.
- Eleasars Heldentat (1 Makk 6,43-46) schreibt 2 Makk 13,15 seinem
Bruder Judas zu.
Die Indizien scheinen erdrückend. Aber sie beruhen vornehmlich
auf argumenta ex silentio, Randthemen oder Divergenzen zwischen
realen Hasmonäern und dem idealisierten Makkabäerbild des
Epitomators, also recht schwachen Argumentationsformen. Wie so oft
hat auch hier D. Arenhoevel richtig gesehen: Der Epitomator lässt sich
“kaum zu einem Gegner der Makkabäer machen. Seine Begeisterung
für Judas kennt keine Grenzen; das Zurücktreten der Brüder erklärt
sich aus seiner Arbeitsweise. Vielmehr sagt er weder positiv noch
negativ irgendein Wort zum Herrschaftsanspruch der Familie. Nicht
einmal die genaue Stellung des Judas bestimmt er†(84). Und das
Frömmigkeitsideal des 2 Makk hätten die regierenden Hasmonäer
wohl ohne Abstriche auch auf sich bezogen. Versteckte politische
Polemik ist in dem Geschichtsauszug deshalb kaum auszumachen. Die
Interessenlosigkeit der Epitome gegenüber der hasmonäischen
Dynastie ist besser aus der räumlichen Distanz zu erklären.
b) Tempelpropaganda
Bei den meisten Auslegern gilt der Tempel als Hauptthema der
Epitome (85). Nach der Sicht vieler soll sie das Chanukkafest (und den
(84) ARENHOEVEL, Theokratie, 117; vgl. auch L.L. GRABBE, Judaic Religion in
the Second Temple Period. Belief and Practice from the Exile to Yavneh (London
– New York 2000) 59.
(85) Vgl. Titel und Untertitel von R. Dorans Untersuchung: “Temple
Propaganda. The Purpose and Character of 2 Maccabees†und die Diskussion bei
J. SIEVERS, The Hasmoneans and their Supporters. From Mattathias to the Death
of John Hyrcanus I (SFSHJ 6; Atlanta, GA 1990) 8-10. Zur forschung-