Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
Der Standpunkt des Epitomators 27
Nikanortag) legitimieren. Dafür lässt sich 10,5-8; 15,36 anführen.
Wenn man die Epitome von den Einleitungsbriefen her liest, bestätigt
sich diese Interpretation nochmals durch das Tempelweihfestthema
(vgl. 1,8-9.18; 2,16). Von hier aus ist es nicht weit anzunehmen, der
Auszug wolle bei den ägyptischen Juden für den Jerusalemer Tempel
werben und sie (durch die gemeinsame Festpraxis) an das
Zionsheiligtum binden. Ja, er könnte geradezu zur Abkehr vom
jüdischen Konkurrenzheiligtum im ägyptischen Leontopolis anhalten.
Doch zeigen 5,22-23 und 6,2, dass es nicht das Anliegen des Auszugs
war, den Alleinvertretungsanspruch Jerusalems durchzusetzen (86). Mit
keinem Wort geht der Epitomator auf einen drohenden und
abzuwendenden Abfall in Ägypten ein (87). Diese Feststellung ist
entscheidend, denn, wie bereits bemerkt, ist die Kurzfassung
unabhängig von den Einleitungsbriefen entstanden und diachron für
sich zu verstehen. Aus ihr selbst existiert aber kein Anhaltspunkt auf
das Problem Leontopolis.
Die umrisshafte Rekonstruktion von Jasons Werk zeigte zudem,
dass die Tempelthematik wahrscheinlich auf diese Schrift zurückgeht.
Die Einsetzungsberichte der beiden Feste sind eher als
Schlussbemerkungen zu den beiden Hauptteilen des Buches zu
verstehen und als Rudimente aus dem Jasonwerk aufzufassen. Für den
Epitomator hingegen ist der Tempel kein Selbstzweck, sondern
lediglich ein Gradmesser für den Heilsstand des Gottesvolkes:
“Deshalb nahm auch der Ort, so wie er jetzt an den Schicksalsschlägen
des Volkes Anteil hatte, hernach an den Wohltaten teil. Und der im
Zorn des Allbeherrschers verlassene Ort wurde in der Versöhnung des
großen Herrn mit aller Pracht wiederhergestellt†(5,20). Denn 5,19
formuliert das Prinzip, “der Herr erwählte nicht wegen des Ortes das
Volk, sondern wegen des Volkes den Ortâ€. Das Jerusalemer Heiligtum
spielt in 2 Makk eine wichtige Rolle; aber nicht an sich, sondern in
dienender Funktion: einerseits (anabatisch) als Ort der Toraerfüllung
und zweitens (katabatisch) als Indikator des Heilszustandes. Die
Tempeltheologie ist somit nicht das eigentliche Anliegen des
Epitomators.
Auch E. Haag, der eine enge Verbindung zwischen Auszug und
Einleitungsbriefen (vor allem dem ersten) annimmt, lehnt einen Bezug
sgeschichtlichen Entwicklung dieser Erklärung vgl. ARENHOEVEL, Theokratie, 99-
100.
(86) Vgl. ZSENGELLÉR, “Maccabeesâ€, 184-187.
(87) ARENHOEVEL, Theokratie, 101; vgl. DORAN, Propaganda, 11-12.