Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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2 Makk 5,20 bietet nochmals das Substantiv desselben Wortstamms.
Mit dem Stichwort des “Versöhnens†schlagen 5,20; 7,33; 8,29 das
Hauptthema der Epitome an. Denn die Versöhnung Gottes mit seinem
Volk ist nach Glaubensabfall, Niedergang und Glaubenszeugnis
wiederholt das Ziel der Kurzfassung. Dieselbe theologische Haltung
vertritt auch der erste Einleitungsbrief (98): Seine Adressaten befinden
sich augenscheinlich in einer Notsituation, die der Verfasser auf die
Abkehr Gottes zurückführt (V. 5). Sie sollen nun die erneute
Hinwendung Gottes erwirken, indem sie zur Orthopraxie
zurückkehren (Vv. 2-5). Unausgesprochen ist damit als Ursprung des
Ãœbels ein Ablassen von der rechten Gottesverehrung vorausgesetzt. Vv
. 7-8 illustrieren diese Theologie mit einem historischen Rekurs: dem
Glaubensabfall Jasons und seiner Anhängerschaft, der Frömmigkeit
der Makkabäer, ihrer Erhörung und ihrem weiteren Engagement für
den Gottesdienst. So nimmt der erste Eingangsbrief das theologische
Anliegen der Epitome durchaus vorweg, und der terminologische
Brückenschlag über das Schlagwort “versöhnen†zeigt dieses
Zusammenspiel als gewollt an.
Wann wurde diese Bezugnahme vorgenommen? Die Unterschiede
zwischen Auszug und erstem Brief raten davon ab, die
Zusammenstellung dem Epitomator selbst zuzuschreiben. Vermutlich
geht die terminologische Klammer auf den Kompositeur zurück,
welcher die Briefe der Epitome vorschaltete. Möglicherweise nutzte er
die Gelegenheit, die semitischen Schreiben ins Griechische zu
übertragen, um den Vorverweis in V. 5 einzubauen. Wie sich die
Zusammenfügung auch immer historisch abgespielt haben mag,
synchron erscheint 2 Makk in jedem Fall als ein soteriologisches Buch,
in dem der Tempel nur eine vordergründige Rolle spielt. Kurioserweise
bewahrheitet so die diachrone Betrachtung die lange gepflegte
endtextliche Leseweise von 2 Makk; aber sie bestätigt nicht die
Tempeltheologie als Hauptthema des Gesamtwerks. Die theologische
Klammer von 2 Makk besteht vielmehr in der Bekenntnistheologie von
1,1-10a und 2,19–15,39.
9. Fazit: Die Priorität des soteriologischen Gerüstes vor den
tempeltheologischen Einsprengseln
Der Perspektivenwechsel (vom Einheits- zum Trennungsmodell)
bei der Erforschung des Zweiten Makkabäerbuches bewirkt ein neues
(98) Vgl. BICKERMANN, “Festbriefâ€, 252-253.