Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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in der Mitte des zweiten Jahrhunderts und seiner Kürzung anzusetzen:
“Man muß dem Jason Zeit lassen, sein Monumentalwerk zu schreiben,
und dem Epitomator, daraus einen Auszug zu machen†(61).
Andererseits lässt das positive Bild von den Römern einen Ansatz der
Kurzfassung nach der römischen Machtübernahme in Palästina (63
v.Chr.) nicht zu.
Gerne wird 4,11 für die Datierung Jasons in Anspruch
genommen (62). Der Vers setzt die Vertrautheit mit dem Gesandten
Eupolemus, einem Zeitgenossen Judas’, voraus, da Eupolemus zur
Einordnung seines Vaters Johanan dient. Den Lesern muss also
Eupolemus und sein diplomatisches Geschick in einer Mission vor
dem römischen Senat (vgl. 1 Makk 8,17) bekannt gewesen sein. Diese
Erwägungen gelten aber in noch höherem Maße für den Epitomator.
Denn die Bemerkung in 4,11 ist auch für ihn nur sinnvoll, wenn er von
einer zumindest umrisshaften Bekanntschaft seiner Rezipienten mit
Eupolemus rechnen kann. Ansonsten hätte er, dessen literarisches
Hauptgeschäft ja die Kürzung seiner Vorlage war, die Näher-
bestimmung des Johanan gestrichen. Wahrscheinlicher hat deshalb der
Epitomator selbst die Bemerkung beigesteuert, um seiner Leserschaft
die Zusammenhänge zu eröffnen. Hat Eupolemos aber in der Mitte des
zweiten Jahrhunderts gewirkt, dann dürfte der Auszug noch vor der
Jahrhundertwende angefertigt worden sein.
Häufig bemüht man (vermeintliche) politische Zwischentöne der
Kurzfassung für eine Datierung: Einmal (1) sei der Auszug “als
kritische Auseinandersetzung mit der Politik des Johannes Hyrkan
(134-104 v.Chr.) nach dem Tod Antiochos’ VII. seit 129 v.Chr. zu
betrachten†(63). Innerhalb dieses Vierteljahrhunderts (129-104 v.Chr.)
müsste die Epitome also entstanden sein. Oder: (2) Sie nimmt in keiner
Weise zur Kritik an den Hasmonäern Stellung, wie sie um die Wende
zum ersten Jahrhundert aufkam, und muss daher früher sein (64). Das
Problem der politischen Zielrichtung der Epitome wird bei der
Behandlung ihrer Aussageabsicht wiederkehren (7.1.). Noch eine
Vielzahl weiterer Beobachtungen wird für die Datierungsfrage in
Anspruch genommen, weil sie eine Distanz zu bestimmten histo-
rischen Entwicklungen verraten. Da die Indizien offenbar jedoch
(61) ARENHOEVEL, Theokratie, 116.
(62) Vgl. HABICHT, 2. Makkabäerbuch, 175, 217 z.St.; VON DOBBELER, 1, 2
Makkabäer, 162.
(63) ENGEL, “Bücherâ€, 289; vgl. DORAN, Temple Propaganda, 112.
(64) ARENHOEVEL, Theokratie, 116-117.