Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
Der Standpunkt des Epitomators 25
hellenistischen Vorstellungen und erreicht damit die größtmögliche
Plausibilität für seine Ideen bei seinen jüdisch-hellenistischen
Rezipienten. Genau diese Leserschaft ist in der Diaspora anzutreffen,
und der Epitomator hatte augenscheinlich solche hellenistisch
geprägten Diasporajuden als Zielgruppe vor Augen.
Grundsätzlich könnte die Epitome in der gesamten hellenistischen
Diaspora des zweiten vorchristlichen Jahrhunderts entstanden sein. Die
Forschung an den Büchern der Septuaginta verengt den Blick zu oft
auf die ägyptische Diaspora. Was den Entstehungsort des Geschicht-
sauszugs betrifft, wird Ägypten jedoch zurecht als erster Kandidat der
Diaspora gehandelt. Denn die Kommunikationsrichtung der
Einleitungsbriefe macht es wahrscheinlich, dass die Schriften dort
gesammelt wurden. So liegt es nahe, dass der Epitomator am Nil
wirkte, und hier wiederum wäre zuerst an die kulturelle Metropole
Alexandrien zu denken. In diesem kreativen Zentrum des Diaspora-
judentums wird man auch die Adressaten der Epitome vermuten
dürfen. Ihre spezielle Situation ist erst zu erschließen, wenn die
Aussageabsicht des Epitomators klarer hervortritt.
7. Der Standpunkt: das Anliegen des Epitomators
Nachdem die literarische Gestalt der Epitome, ihr historischer
Kontext, ihre Vorlage und ihr Autor so gut wie möglich nachgezeichnet
sind, kann schließlich ihre Aussageabsicht diskutiert werden. Drei
Aussagerichtungen schreibt man dem Epitomator zu, die sich in der
Sekundärliteratur wiederum in unterschiedlicher Weise verbinden.
a) Hasmonäerkritik
Einmal entdeckt man in der Epitome eine versteckte Kritik an der
Hasmonäerherrschaft (83), denn:
(83) So bereits GEIGER, Urschrift, 219-220; aktuell vertreten diese Sichtweise
etwa DORAN, Propaganda, 112; ENGEL, “Die Bücher der Makkabäerâ€, 289; O.
KAISER, Die alttestamentlichen Apokryphen. Eine Einleitung in Grundzügen
(Gütersloh 2000) 24; NICKELSBURG, Literature, 110, 371; vgl. auch den
gehaltvollen Vergleich zwischen 1 Makk und 2 Makk durch J.C.H. LEBRAM,
“Jüdische Martyrologie und Weisheitsüberlieferungâ€, Die Entstehung der
jüdischen Martyrologie (Hrsg. J.W. VAN HENTEN – B.A.G.M. DEHANDSCHUTTER –
H.J.W. VAN DER KLAAUW) (StPB 38; Leiden u.a. 1989) 88-126, hier 122-126.