Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
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sich der Epitomator in 2,25 und 15,39 selbst. Der geschichtliche Wert
seiner Schrift ist allerdings umstritten. Die Mehrheit der Forscher
ordnet die historische Zuverlässigkeit des Zweiten derjenigen des
Ersten Makkabäerbuches unter. “An Glaubwürdigkeit steht es dem
ersten bedeutend nach†(43), formuliert etwa E. Schürer. Entscheidend
ist für diese Einschätzung in erster Linie die theologische Ausrichtung
von 2 Makk. Dagegen bevorzugen immer wieder vereinzelte Exegeten
2 Makk als historische Quelle. Galionsfigur dieser Richtung ist B.
Niese mit seinem eingangs genannten Beitrag (44). Nahezu klassisch ist
die vermittelnde Position J. Wellhausens geworden: “In Summa fährt
das 1 M. bei der Vergleichung besser, aber das 2 M. bietet manche
Ergänzungen und Korrekturen†(45). Peu à peu gewinnt allerdings das
Ansehen des Zweiten Makkabäerbuches. 1) Seit B. Niese steht als
Vorzug der Epitome fest, dass 2 Makk den innerjüdischen Anteil an der
Eskalation des Konflikts ungeschönt beschreibt, welchen 1 Makk
verschweigt (46). Die Epitome gilt “für die Vorgeschichte des Auf-
standes sogar als Hauptquelle, die in einzigartiger Ausführlichkeit
Einblick gewährt in die innenpolitischen Streitigkeiten des palästi-
nischen Judentums am Vorabend der Religionsverfolgung (2.Makk 3-
5)†(47). 2) Die Vertrautheit von 2 Makk mit der seleukidischen
Verwaltung kam immer klarer zum Vorschein. Zunehmend deutlicher
wurde “die ausgezeichnete und präzise Kenntnis, die 2 Makk
hinsichtlich der gemeingriechischen und besonders der seleukidischen
Institutionen und der im königlichen Dienst stehenden Funktionäre
und ihrer Amtsbezeichnungen beweist ... Persönlichkeiten in hoher
Stellung, die nur durch sein [Jasons, B.H.] Werk bekannt waren,
erhalten nach und nach durch neue Inschriftenfunde schärferes
Profilâ€(48). 3) Nachdem seit 1954 das Keilschriftdokument BM 35603
mit der seleukidischen Königsfolge bekannt ist, ist 2 Makk auch in
einem weiteren Punkt rehabilitiert. Zuvor folgte man 1 Makk in der
(43) E. SCHÜRER, “Apokryphen des Alten Testaments†(RE 1; Gotha 31896)
622-653, hier 648.
(44) NIESE, “Kritik der beiden Makkabäerbücherâ€, 268-307,453-527; jüngst
ebenso D. LAMBERS-PETRY, “Makkabäerâ€, WiBiLex 2008, http://www.wibilex.de
(Zugriffsdatum: 01.09.2008) 2.
(45) WELLHAUSEN, “Wertâ€, 158.
(46) Vgl. WELLHAUSEN, “Wertâ€, 128.
(47) MITTMANN-RICHERT, Erzählungen, 49; vgl. L.L. GRABBE, “The
Hellenistic City of Jerusalemâ€, Jews in the Hellenistic and Roman Cities (Hrsg.
J.R. BARTLETT) (London – New York 2002) 6-21, hier 21.
(48) HABICHT, 2. Makkabäer, 190.