Carsten Ziegert, «Die großen Zahlen in Num 1 und 26: Forschungsüberblick und neuer Lösungsvorschlag», Vol. 90 (2009) 237-256
The objective of this article is to present a research report on the census lists in Num 1 and 26 as well as to make a new proposal concerning the interpretation of the large numbers. Following Petrie and Mendenhall, the word Pl) is not understood as “a thousand” but as the name of a military unit. In addition, h)m is interpreted as a military unit, too. The plausibility of its existence is shown by
means of biblical and extra-biblical sources. In conclusion, there is no need to assume that a writer or redactor confused different meanings of Pl). The
population at the time of the Conquest is estimated as 120,000 people.
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— ist nicht als “hundertâ€, sondern als Bezeichnung einer
ham
kleineren militärischen Einheit zu interpretieren. Auch diese
bestand nicht aus 100 Soldaten. Es kann angenommen werden,
dass zehn ham-Einheiten in der Regel eine πla-Einheit bildeten.
— Die Größe der israelitischen Gesamtpopulation zur Zeit der
Landnahme kann schätzungsweise mit 120.000 angegeben
werden.
1. πla als militärische Einheit
Ich gehe davon aus, dass πla in den Zensusberichten nicht mit der
Bedeutung “tausend†verwendet wird, sondern als “militärische
Einheitâ€. Das wird durch die Beobachtung gestützt, dass Ï€la zur Be-
zeichnung einer soziologischen Einheit, insbesondere für Unterabteil-
ungen eines Stammes, benutzt wird. So wird in 1 Sam 10,19-21 πla
referenzidentisch zu hjpvm verwendet: Zur Bestimmung des Königs soll
Israel sich nach seinen Stämmen und μypla aufstellen, das Los trifft dann
zunächst einen Stamm und innerhalb dessen eine hjpvm (20).
Generell lässt sich jedoch sagen, dass Referenzidentität nicht
immer vorliegen muss (und dass lexikalische Synonymie auf keinen
Fall vorliegt). Vielmehr wird ein Stamm je nach Situation mal in μypla,
mal in tjpvm eingeteilt (21). Besonders in Num 1 und 26 gilt, dass πla
und hjpvm nicht einfach austauschbar sind, obwohl sie inhaltlich
miteinander in Beziehung stehen. In Num 1,2.18 wird der Zensus
entsprechend der “Sippen†(hjpvm) und “Vaterhäuser†(baAtyb)
beschrieben (22). In der darauf folgenden Liste (1,20-42) wird für jeden
Stamm das Ergebnis der Zählung nach “Sippen†und “Vaterhäusernâ€
präsentiert, für die konkreten Zahlenwerte der “Gemusterten†wird
jedoch πla verwendet (z.B. 1,20-21). Im zweiten Zensus werden
zunächst für jeden Stamm die “Sippen†namentlich aufgezählt, die
Aufzählung schließt dann mit der Formel: “Dies sind die tjpvm der ...â€,
gefolgt von der Stammesbezeichnung (z.B. 26,5-7a). Das Ergebnis der
“Gemusterten†wird dann mit πla angegeben (26,7b), wobei kein
(20) R. DE VAUX, Ancient Israel: Its Life and Institutions (frz. 1958; Grand
Rapids 1997) 216; vgl. auch N.K. GOTTWALD, The Tribes of Yahweh: A Socio-
logy of the Religion of Liberated Israel 1250-1050 BCE (Sheffield 21999) 259
sowie DAVIES, “Conundrumâ€, 461.
(21) GOTTWALD, Tribes, 257.
(22) Zu letzterem als soziologische Untergliederung von hjpvm siehe GOTT-
WALD, Tribes, 285-287.