Bertram Herr, «Der Standpunkt des Epitomators. Perspektivenwechsel in der Forschung am Zweiten Makkabäerbuch», Vol. 90 (2009) 1-31
According to a widespread opinion the purpose of the Second Book of Maccabees is to emphasize the great importance of the temple. This is plausible to a certain extent if the summary of history is read togther with the two introductory letters. But those authors are right who consider the letters to be originally independent of each other and also of the abrigded version. The construction of the summary taken in itself reveals a soteriology which attributes an important part to the witness of faith for the history of salvation, especially when bloodshed is involved. With regard to this point the abrigded version and the first introductory letter harmonize. Both the summary and the work as a whole have therefore a soteriological orientation and stress the witness of faith as relevant for salvation.
2 Bertram Herr
10a und 1,10b–2,18, wobei 1,1-10a in V. 7b.8 ein Zitat aus einem
älteren Brief referiert. Die Diskussion um die Echtheit der Briefe zog
sich länger hin. Den ersten Brief sieht man heute, ebenso wie das in
ihm enthaltene Zitat aus einem früheren Schreiben (1,7b-8), als
authentisch an; der zweite Brief gilt mehrheitlich als fingiert (3). Für
beide Einschätzungen sprechen chronologische Erwägungen. Denn es
ist kein Grund ersichtlich, weshalb der erste Brief ausgerechnet 124
v.Chr. und der in ihm wiederum referierte Brief (V. 7b.8) genau
143/142 v.Chr. abgefasst sein wollen, es sei denn, die beiden Daten
geben ihren wahren Entstehungstermin an. Dagegen ergeben sich für
den zweiten Brief zeitliche Probleme. Hier wirkt sich nämlich (wie für
die Beurteilung von 2 Makk insgesamt) das Bekanntwerden des
genaueren Todesdatums von Antiochus IV. durch die seleukidische
Quelle BM 35603 maßgeblich aus: Denn für den zweiten Brief, der
nach der Rückeroberung des Tempels und dem Tod Antiochus’ IV.
(1,13-16) und vor der Tempelweihe (1,18; 2,16) 164 v.Chr. geschrieben
sein will, öffnet sich nach herkömmlicher Chronologie (wenn
überhaupt) ein nur so kleines Zeitfenster, dass für eine Korrespondenz
mit Ägypten keine Zeit mehr bleibt. Für einen Fälscher böte sich
jedoch kein symbolträchtigeres Entstehungsdatum als das Wendejahr
164 v.Chr. an. Legt man allerdings die alternative Datierung der
Tempelweihe in das Jahr 165 v.Chr. zu Grunde, wie sie zuerst von K.
Bringmann vertreten wurde (4), ist diese Argumentation nicht mehr
derart zwingend. Selbst die Beweisführung Ch. Habichts ist angreifbar,
wenn er formuliert: “Da es vielmehr durch die Urkunde 11,27 feststeht,
daß die Gerusie im Jahre 164 als Organ der hellenistischen Reformer
um Menelaos in Funktion war, ist ihre Erwähnung im vorliegenden
Brief das vielleicht eindeutigste Indiz, daß er nicht authentisch ist†(5).
Denn “that the organization of the Sanhedrin had not been changed
(3) Vgl. HABICHT, 2. Makkabäerbuch, 199,201-202. Einen Meilenstein in der
Erforschung von 2 Makk 1,1–2,18 bildet die Untersuchung von E. BICKERMANN,
“Ein jüdischer Festbrief vom Jahre 124 v. Chr. (II Macc 1,1-9)â€, ZNW 32 (1933)
233-254. Sie dient seither als Grundlage jeder Diskussion. Zur Gegenposition vgl.
B.Z. WACHOLDER, “The Letter from Judah Maccabee to Aristobulus. Is 2
Maccabees 1:10b-2:18 Authentic?â€, HUCA XLIX (1978) 89-133; Th. FISCHER,
“First and Second Maccabeesâ€, ABD 4 (1992) 439-450, hier 444.
(4) K. BRINGMANN, Hellenistische Reform und Religionsverfolgung in Judäa.
Eine Untersuchung zur jüdisch-hellenistischen Geschichte (175-163 v.Chr.)
(AAWG.PH 3.Ser. 132; Göttingen 1983) 15-28. Näheres unten unter 4.
(5) HABICHT, 2. Makkabäerbuch, 201-202.