Herbert Migsch, «'Eingehalten worden sind die Worte Jehonadabs'. Zur Interpretation von Jer 35,14», Vol. 82 (2001) 385-401
Jer. 35,14a is interpreted in different ways. According to one interpretation (in the present study this will be labeled Interpretation A) Yahweh first indicates that the Rechabites have obeyed the commandments of their forefather, in order to point out further that they have also followed his precept not to drink wine ‘up to this day’. According to the other interpretation (Interpretation B) Yahweh merely indicates that the Rechabites have observed the command of their forefather not to drink wine. If Interpretation B is followed, an inconsistency can be observed that makes it probable that v. 14a needs to be understood according to Interpretation A. There are three further interpretations (C, D and E) that are the further developments of Interpretation B — evidently for the purpose of eliminating the inconsistency.
In Jer 35, der Perikope von den vorbildlichen Rechabitern1, werden zwei Worte JHWHs aus dem Jahr 597 v. Chr. — also aus der Zeit, als ein babylonisch-aramäisches Heer gegen Jerusalem heranzog — überliefert. Jeremia musste den Judäern und Jerusalemern mitteilen, dass das Unheil, das JHWH wegen ihres Ungehorsams angedroht hatte, hereinbrechen wird (V. 12-17). Den Rechabitern aber, die sich geweigert hatten, Wein zu trinken, (V. 1-11) hatte er zu verkünden, dass einer von ihnen stets vor JHWH stehen wird, da sie die Gebote ihres Ahnherrn befolgt hatten (V. 18-19). Freilich spielt ihr Gehorsam auch in dem Wort für die Judäer und Jerusalemer eine wichtige Rolle; wird doch deren Ungehorsam ihr Gehorsam gegenübergestellt (V. 14). V. 14a, der die Judäer und Jerusalemer auf den Gehorsam der Rechabiter hinweist, bereitet, wie die Übersetzungen zeigen, der Auslegung Schwierigkeiten. Es gibt nämlich zwei einander ausschließende Interpretationen des V. 14a (im Folgenden A und B), und auf der Interpretation B basieren drei weitere Interpretationen (im Folgenden C, D und E)2.