Ulrich Berges, «Die Knechte im Psalter. Ein Beitrag zu seiner Kompositionsgeschichte», Vol. 81 (2000) 153-178
The occurrence and the often purposely-arranged placing of "servants" in the Psalter have a very close affinity to the position of the Mydb( in the Book of Isaiah. Hence it is legitimate to conclude that both texts deal with the same circle of tradents. This group of servants understood themselves to be successors of the extinct monarchy which existed under the Davidic and Solomonic monarchy. The return from the exile and the Diaspora and the reconstruction of Zion and Jerusalem are especially important for this group. In both books there is a concept of Israel as being open towards the nations. Since they belong chronologically to the era of Nehemiah, the "servants" in the Book of Isaiah are due to the final composers of the whole composition, whereas in the Psalter they are due to the next to last ones.
gesamte Exodusgemeinde, die unter der Unterdrückung Ägyptens leiden mußte, als "Knechte" bezeichnet. Textkritisch umstritten ist Ps 105,6, wobei aber einiges für 11Q Ps und LXX "Nachkommenschaft Abrahams, seine Knechte" spricht: zum einen der Parallelstichus "Söhne Jakobs, seine Erwählten" und zum anderen die vorangegangene Reihe von 10 (!) Imperativen zum Gotteslob (Ps 105,1-5), deren Adressaten erst in V. 6 genannt werden: "[Ihr] Nachkommen Abrahams, seine Knechte, [ihr] Söhne Jakobs, seine Erwählten". Wer sind diese Knechte, die als Nachkommen Abrahams und Söhne Jakobs angesprochen sind? Kommt man vom 4. Psalterbuch her, in dessen Mitte die JHWH-König-Lieder stehen, die als Höhepunkt das Credo der Völker bieten, [auch] sie seien "sein Volk und die Herde seiner Weide" (Ps 100,3) als bewußte Entgrenzung der Israelperspektive von Ps 95,7 , so ist zu vermuten, die zehnfache Aufforderung zum Gotteslob in 105,1-5 gelte auch den Völkern. Sofern diese JHWH als ihren König anerkennen und nicht mehr den Götterbildern dienen (Ps 97,7) gehören auch sie zu "Abrahams Nachkommen". Damit zeichnet sich auch der Weg ab, auf dem die Zusage Wirklichkeit zu werden beginnt, seine Nachkommenschaft werde so zahlreich sein wie die Sterne am Himmel (K(rz hyhy hk) (Gen 15,5). Die Tatsache, dass Israel im AT niemals "Söhne Abrahams" genannt ist, dagegen aber häufig bq(y ynb findet in Ps 105,6 ihre Bestätigung: zu "Nachkommen Abrahams" können auch die Völker werden, nicht aber zu "Söhnen Jakobs"! Indem und insofern sich Menschen aus den Völkern als Beginn der erwarteten Völkerwallfahrt JHWH anschließen, gehören sie zu den Knechten und zur Nachkommenschaft Abrahams.
Ein Blick in das Jesajabuch zeigt, dass diese Öffnung auf die Völkerwelt nicht unwidersprochen geblieben ist und sich letztlich auch nicht hat durchsetzen können. Fremde und Verschnittene, die sich bereits JHWH angeschlossen hatten, müssen im nachhinein fürchten, wieder aus dem Gottesbund ausgeschieden zu werden (Jes 56,1-8). Dass die Gestalt Abrahams in besonderer Weise mit der Öffnung Israels auf die Völkerwelt verbunden ist, zeigt Ps 47,10: "Die Fürsten der Völker sind versammelt, [als] Volk des Gottes Abrahams". Wie in Ps 105,6 stehen in Ps 47 "Jakob" (v 5) und "Abraham" (V. 10) parallel: "Der Gott Abrahams ist identisch mit dem Gott Jakobs und dem Gott der Völker. Seine Gemeinde weitet sich aus zur Völkergemeinschaft. Die kultische Feier aber macht das Königtum JHWHs über die ganze Welt manifest"66.