Eva M. Synek, «Die Apostolischen Konstitutionen ein "christlicher Talmud" aus dem 4. Jh.», Vol. 79 (1998) 27-56
As a liturgical-canonical composition dating from Christian antiquity the Apostolic Constitutions should be compared with the Talmudim. This applies to: (1) the compiling and integrating character of this Christian work, its mixing of Haggadah and Halachah as well as its reference to authoritative witnesses to the tradition (compare e.g. apostle with rabbi and Jerusalem "council" with the "synod" of Javne), (2) its similar type of actualization and interpretation of the Torah, and (3) its being approximate by contempory with the Palestinian Talmud. Both Apostolic Constittitions and Talmud contain the written collectio of their respective traditions.
Rückkoppelung von Tora und Evangelium verbergen. Wie sehr der Kompilator hinter der Konzeption seines Werkes als aktualisierendem Kommentar zur (schriftlichen) Tora steht, verdeutlicht der Einschub aus einer Collage aus Schriftzitaten (Dtn 6,7 bzw. Dtn 11,19 i.V.m. Num 1,7-8 bzw. Ps 1,2) in den Grundtext der Didasc in CA 1.4.2: Es geht in der gesamten Kirchenordnung um eine "apostolisch" verbürgte Anleitung zur Ausrichtung des ganzen Lebens der Christusgläubigen an der Tora. Diese wird verstanden als Hinführung zu einer der menschlichen Natur entsprechenden Existenzweise, die letztendlich die Abkehr von Fremd- zugunsten von Selbstbestimmtheit 75 impliziert. So wie Tora und Evangelium konvergieren in der theologischen Konzeption der CA Schöpfungs- und Erlösungsordnung.
b. Situationsgebundene Weiterentwicklung von Stoffen der Tora
Das den Aposteln zugeschriebene Wissen um den durch Christus authentisch bezeugten Willen Gottes ist anders als in den apokryphen Offenbarungsschriften keine Geheimlehre. Es stellt sich vielmehr als ein auf einem vergleichsweise nachvollziehbaren Weg in Auseinandersetzung mit den Heiligen Schriften Israels errungenes Wissen dar. CA 6.12 machen in der Nacherzählung der in Apg 15 geschilderten Ereignisse den Weg plastisch, wie die Halacha im Licht des Christusereignisses zustandekommt: Konkrete Probleme der Kirchenordnung stehen an. Aus dem Studium von Tora und Propheten einerseits und dem Hinhören auf den aktuell wirkenden Heiligen Geist wird die mit apostolischer Autorität vertretene Lösung als "schriftgemäß" qualifiziert.
Aber selbstverständlich stehen für den Kompilator in wichtigen Fragen wie dem Beschneidungsverzicht und der Abwehr von Teilen der Reinheits- und Speisetora die Ergebnisse des "Schriftbeweises" längst als Traditionsgut fest. Gerade hier zeigt sich eine weitere Gemeinsamkeit der CA mit der jüdischen Halacha. So hält Karlheinz Müller ernüchternd fest: "Halacha entsteht eben nicht aus einer schlichten Kommentierung des Textes der Tora, sondern aus der situationsgebundenen Weiterentwicklung von deren Stoffen, sei es in Übereinstimmung mit dem Wortlaut der Tora oder nicht" 76.