Ulrich Berges, «Die Armen im Buch Jesaja. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte des AT», Vol. 80 (1999) 153-177
In the book of Isaiah, as opposed to other prophets, the topic of the poor is especially important. The socially speaking needy but independent small landholder (Amos) becomes a privileged favourite of Yhwh in the message of Isaiah. In the eschatological registrations the poor are taken to Zion. During the Babylonian exile, in the "furnace of distress" (Isa 48,10) arises the servant of Yhwh, i.e. the Gola willing to return to their country. In the last part of the book the servants, descendants of the oppressed Ebed and the humiliated woman Zion emerge from the Gola. The constellation of different motifs concerning the poor, Zion and the servants gives the book of Isaiah in its final redaction quite a special appearance.
45,1) oder aber den Fremdgöttern zuzurechnen, spitzt sich in Jes 48 zu. Dies ist auch daraus zu ersehen, daß in 48,20 der erste Auszugsbefehl erfolgt. Das Neue, das JHWH nun kundtut (48,6) ist nicht die Berufung des Kyros, der ja schon in 44,28 und 45,1 mit Namen genannt ist, sondern das Heranwachsen des treuen Knechts, d.h. desjenigen Teils der Gola, der im Vertrauen auf die Geschichtsmächtigkeit JHWHs bereit ist, den Rückweg nach Jerusalem anzutreten. In diesem Kontext ist auch Jes 48,10 auszulegen: "Siehe, ich habe dich geläutert, nicht um Silber, ich habe dich erwählt im Ofen des Elends (yn( rwkb Kytrxb)". Unter deutlichem Rückgriff auf den Ägyptenaufenthalt, der häufiger als "Eisen[schmelz]ofen" bezeichnet ist (lzrb rwk) (Dtn 4,20; 1 Kön 8,51; Jer 11,4), wird das babylonische Exil als "Ofen des Elends" beschrieben, in dem JHWH "dich erwählt hat". Es ist wichtig, hier am MT festzuhalten und nicht mit 1QJesa anstelle von "erwählen" (rxb) das naheliegende "prüfen" (Nxb) zu lesen. Ein Blick auf die Verwendung von "erwählen" im Zusammenhang mit der Berufung des Ebed (41,8.9; 43,10; 44,1.2) verdeutlicht, worum es in 48,10 geht: nämlich um die Läuterung (rc) und Erwählung des treuen Knechts, d.h. des Teiles der Gola, der während der Elendserfahrung des Exils nicht an JHWH irre geworden ist. Nicht das Elend an sich ist für die Erwählung relevant, sondern die Tatsache, "im Ofen des Elends" weiterhin an JHWH festgehalten zu haben! Darin besteht auch das Neue gegenüber der Noterfahrung in Ägypten; keinem der Israeliten ist es damals wohl eingefallen, freiwillig in Ägypten zu bleiben dies hat sich bei der babylonischen Gola radikal geändert. Der Auszug aus Babel kann nicht mehr von JHWH allein geleistet werden, sondern ist vom je eigenen Ja der Deportierten zur Rückkehr abhängig. JHWH kann durch den Siegeszug des Kyros und der Einnahme Babels (Jes 47) zwar die politischen Vorbedingungen zur Heimkehr schaffen, aber das Vertrauen in JHWHs Geschichtsmächtigkeit bleibt der Glaubensentscheidung des Einzelnen überlassen. Daß sich der Großteil der Gola gegen eine Rückkehr entschied, ist wegen der später blühenden babylonischen Diaspora als historisch gesichert anzusehen37.
Entgegen den Stellen aus dem ersten Teil des Jesajabuches nennen die "Armenbelege" in Jes 41,17 und 48,10 keine Gegner, es sei denn die eigene Skepsis gegenüber einem Gott, der sein Volk in