Armin D. Baum, «Biographien im alttestamentlich-rabbinischen Stil. Zur Gattung der neutestamentlichen Evangelien», Vol. 94 (2013) 534-564
The New Testament Gospels exhibit an amalgam of biographical genre elements from Greco-Roman cultivated literature (Hochliteratur) and popular literature ('Kleinliteratur'), Old Testament historiography, and rabbinic literature. They display the least affinity with the erudite Bioi of Greco- Roman Hochliteratur (pace R. Burridge). Similarities with Greco-Roman popular lives are more evident. But M. Reiser’s thesis that the Gospels were influenced to an even greater degree by the biographical sections of Old Testament history books can be further strengthened. In addition, it is possible to demonstrate close affinities between the Gospels and the biographical components of rabbinic literature. Overall the four New Testament Gospels can be characterized as biographies of Jesus in Old Testament and Rabbinic style with comparatively slight Greco-Roman influences.
03_Biblica_Baum_Layout 1 16/12/13 12:27 Pagina 559
559
BIOGRAPHIEN IM ALTTESTAMENTLICH-RABBINISCHEN STIL
b Schab 153a Mt 22,1-14
“Rabbi Jochanan ben Zakkai sagte “Und Jesus begann und redete
ein Gleichnis: wieder in Gleichnissen zu ihnen
und sprach:
Einst lud ein König seine Diener Mit dem Reich der Himmel
zur Mahlzeit und setzte ihnen ist es wie mit einem König,
keine Zeit fest … der seinem Sohn die Hochzeit
bereitete …
Als der König plötzlich nach Als aber der König hereinkam, die
seinen Dienern verlangte, traten Gäste zu besehen, sah er dort einen
die Klugen geschmückt ein, Menschen, der nicht mit einem
die Toren dagegen traten in ihrem Hochzeitskleid bekleidet war.
Und er spricht zu ihm: Freund,
Schmutz ein.
Da freute sich der König über die wie bist du hier hereingekommen,
Klugen und zürnte über die Toren da du kein Hochzeitskleid hast?
und sprach: Diese da, die sich zur Er aber verstummte. Da sprach
Mahlzeit geschmückt haben, der König zu den Dienern: Bindet
mögen sich setzen und essen und ihm Füße und Hände, und werft
trinken; jene aber, die sich zur ihn hinaus in die äußere Finsternis:
Mahlzeit nicht geschmückt haben, da wird das Weinen und das
mögen stehen bleiben und Zähneknirschen sein. Denn viele
zuschauen†78. sind Berufene, wenige aber
Auserwählteâ€.
Darüber hinaus hat die Unterscheidung zwischen klugen und tö-
richten Knechten bzw. Jungfrauen in b Schab 153a eine enge Par-
allele in Jesu Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Mt 25,1-13).
― Auch die rabbinischen Wundergeschichten über Choni den
Kreiszieher (gest. 65 v.Chr.) und Chanina ben Dosa (1. Jh.n.Chr.)
sind den synoptischen Wundergeschichten teilweise sehr ähnlich 79.
78
Zitiert nach L. GOLDSCHMIDT, Der Babylonische Talmud (Frankfurt
1996) I, 927-928.
79
Vgl. P. FIEBIG, Jüdische Wundergeschichten des neutestamentlichen
Zeitalters unter besonderer Berücksichtigung ihres Verhältnisses zum Neuen
Testament bearbeitet (Tübingen 1911); M. BECKER, Wunder und Wundertäter
im frührabbinischen Judentum (WUNT II/144; Tübingen 2002) 291-378.