Armin D. Baum, «Biographien im alttestamentlich-rabbinischen Stil. Zur Gattung der neutestamentlichen Evangelien», Vol. 94 (2013) 534-564
The New Testament Gospels exhibit an amalgam of biographical genre elements from Greco-Roman cultivated literature (Hochliteratur) and popular literature ('Kleinliteratur'), Old Testament historiography, and rabbinic literature. They display the least affinity with the erudite Bioi of Greco- Roman Hochliteratur (pace R. Burridge). Similarities with Greco-Roman popular lives are more evident. But M. Reiser’s thesis that the Gospels were influenced to an even greater degree by the biographical sections of Old Testament history books can be further strengthened. In addition, it is possible to demonstrate close affinities between the Gospels and the biographical components of rabbinic literature. Overall the four New Testament Gospels can be characterized as biographies of Jesus in Old Testament and Rabbinic style with comparatively slight Greco-Roman influences.
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560 ARMIN D. BAUM
Eine rabbinische Wundererzählung über Chanina ben Dosa hat eine
enge Parallele in der Heilung des Beamtensohns, die in Joh 4,46-53
erzählt wird:
Joh 4,46-53 b Ber 34b
“Und es war in Kapernaum ein “Einst erkrankte der Sohn R.
königlicher Beamter, dessen Sohn Gamaliels
krank war.
Als dieser gehört hatte, dass Jesus und er sandte zwei Schriftgelehrte
aus Judäa nach Galiläa gekommen zu R. Chanina ben Dosa, dass er
sei, ging er zu ihm hin und bat, für ihn um Erbarmen flehe …
dass er herabkomme und seinen
Sohn heile; denn er lag im Sterben
…
Jesus spricht zu ihm: Geh hin! Beim Herabsteigen sprach er zu
Dein Sohn lebt … ihnen: Gehet, das Fieber hat ihn
verlassen …
Er erforschte nun von ihnen die Hierauf ließen sie sich nieder und
Stunde, in der es besser mit ihm schrieben die Stunde genau auf,
geworden sei; und sie sagten zu und als sie zu R. Gamaliel kamen,
ihm: Gestern zur siebten Stunde sprach er zu ihnen: Beim Kult,
verließ ihn das Fieber. Da erkannte weder habt ihr vermindert noch
der Vater, dass es in jener Stunde vermehrt: genau dann geschah es,
war, in der Jesus zu ihm sagte: in jener Stunde verließ ihn das
Dein Sohn lebt. Und er glaubte, er Fieber, und er bat uns um Wasser
zum Trinkenâ€80.
und sein ganzes Hausâ€.
Die formalen und inhaltlichen Parallelen, die sich in der rabbi-
nischen Literatur zu den Einzelstücken der synoptischen Evange-
lien finden, sind diesen häufig ähnlicher als vergleichbare Stücke
aus dem Alten Testament und erst recht als diejenigen aus der pa-
ganen griechischen Literatur 81. Insofern vermochte die frühe rab-
binische Tradition zwar nicht als Vorbild für die Evangelien als
Großform zu dienen, bot aber durchaus die engsten formalen Ana-
logien zu vielen evangelischen Einzelperikopen.
80
Zitiert nach GOLDSCHMIDT, Der Babylonische Talmud, I, 155-156.
81
ALEXANDER, “Rabbinic Biographyâ€, 41-42.