Volker Wagner, «Das Pesach ist "zwischeneingekommen" (Dtn 16,1-8)», Vol. 91 (2010) 481-498
According to the date of the festivity, the reference of the historical relation, the allocation of Deut 16,3a, the criterion of readability, and the information found in the subsumption in Deut 16,16 the rules for the Pesach have been interpolated and interlocked into the regulation concerning the feast of the unleavened bread in Deut 16,1-8. This is strengthens the theory that the Pesach does not belong to the ancient festivities of Israel but rather is an innovation during the time of Josiah.
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deutsam †seien 33, kann nur nach flüchtigem Lesen behauptet
werden. In einigen jüngeren Arbeiten werden die sprachlichen und
inhaltlichen Differenzen freilich durch die Hypothese aufgehoben,
dass die allgemeiner gefassten älteren Texte für die Verwendung in
Dtn 16 auf das Pesach hin umformuliert worden wären 34. Da sich
aber, wie gleich zu zeigen sein wird, die vermeintliche Auseinan-
derreißung von Dtn 16,3aa und 16,4b nicht wirklich glaubhaft und
schon gar nicht zwingend machen lässt, bedarf es eines solchen
Kunstgriffes nicht.
Zweitens : Zwar lässt sich nicht leugnen, dass Dtn 16,3aa als
Regel für das Pesach in 16,4b seine Fortsetzung finden könnte.
Doch ist auch eine andere thematische Zuordnung und damit
Anbindung dieses Satzes an die beiden zu vermutenden Schichten
in Dtn 16,1-8 möglich und vor allem methodisch gut begründbar:
Es ist nämlich eine stilistische Eigentümlichkeit der deuteronomi-
schen Normensammlung, zunächst ein Verbot auszusprechen und
unmittelbar danach das sich daraus ergebende Gebot zu formu-
lieren und zu spezifizieren: So folgt auf das Verbot Dtn 12,4 das
Gebot 12,5, und diese Struktur findet sich in der Abfolge von 12,13
und 12,14; 12,17 und 12,18 35 ; 12,23-24a und 12,24b; 14,3 und 14,4;
15,9 und 15,10; 16,5 und 16,6; 23,16 und 23,17; 24,10 und 24,11;
24,14 und 24,15 sowie 25,13-14 und 25,15 wieder. Und in eben-
dieser Weise präzisiert nun auch das Gebot Dtn 16,3ab das Verbot
von 16,3aa.
Folgt der Abschnitt Dtn 16,3a aber so genau dem allgemeinen
Stil der Normensammlung im Deuteronomium, müsste es schon
sehr schwerwiegende Argumente dafür geben, den ersten Teil von
16,3a von dem zweiten zu trennen und der Pesachschicht zuzu-
ordnen 36. Dass das Letztere in der einschlägigen Literatur oft
geschieht 37, mag seinen Grund in Ex 12,8 haben, wo in einer
CHOLEWINSKI, Heiligkeitsgesetz, 180 Anm. 7.
33 ´
KÖRTING, Schall, 40; ausführlicher GESUNDHEIT, “Intertextualitätâ€,
34
201-204.
Auf die stilistische Verwandtschaft von Dtn 12,17-18 und 16,5-6 verweist
35
auch VEIJOLA, “Festkalenderâ€, 183; sie lässt sich aber, wie die obige Zusam-
menstellung zeigt, auf eine “gemeinsame Herkunft†nur des Kalenders und
“ des dtn Kultzentralisationsgesetzes†nicht beschränken.
Auf einem anderen methodischen Wege kommt auch GERTZ, “Passa-
36
Massot-Ordnung â€, 63-64, zu unserem Ergebnis.
MERENDINO, Gesetz, 129; P. LAAF, Die Pascha-Feier Israels (Bonn
37